Es gehört zu uns Menschen, dass wir in Systeme hineingeboren werden. Das System, das die Menschen am meisten prägt, ist die Ursprungsfamilie, vor allem während der Kindheit und Jugend. Aber auch die Gegenwartsfamilie, Freunde, Partner*innen, Arbeitskolleg*innen sind Systeme, die uns prägen und nicht selten spiegeln sich in ihnen Situationen, die wir von unserer Ursprungsfamilie kennen.
Systeme folgen inneren Ordnungen, wie beispielsweise, dass Individuen, die schon länger da sind, gegenüber denen, die später gekommen sind, Vorrang haben, dass hingegen neuere System gegenüber den älteren ebenfalls Vorrang haben oder dass jeder*m ein eigener Platz zusteht. Wenn solche Ordnungen nicht beachtet werden oder -was meist einschneidend ist- wenn einzelnen ihr Platz im System nicht zugestanden wird, dann ist etwas "nicht in Ordnung", was sich auf das ganze System auswirkt.
Diese Dynamiken können mit der systemischen Therapie sicht- und fühlbar gemacht werden. Unter Anleitung einer neutralen Person werden die einzelnen Akteure eines Systems im Raum platziert. Ein Gegenstand, ein Tuch, ein Symbol oder auch ein Mensch steht für diesen Teil. Es wird so erkenn- und fühlbar, wenn ein Element nicht am richtigen Platz ist, wenn eines oder mehrere fehlen, wenn Grenzen missachtet werden oder wenn jemanden an einem Platz steht, wo er*sie nicht hingehört. Sicht- und Fühlbar werden auch Menschen, die negiert, verschwiegen oder versteckt werden oder wenn einzelne Teile so miteinander "verstrickt" sind, dass sie sie nicht mehr frei bewegen werden.
Ein Grundprinzip der Systemtherapie lautet, dass jeder Mensch darin einen Platz hat. Wenn dieses Prinzip nicht beachtet wird, kann dies viel Aufmerksamkeit und Energie absorbieren, sodass beispielweise eine Firma keinen Erfolg haben haben, dass eine Liebe nicht blühen kann, oder sogar, dass eine Familie daran zugrunde geht.
Nach dem Aufstellen, werden die einzelnen Elemente in langsamen Bewegungen und ohne, dass die*der Betroffene dabei aus dem Kontakt geht, verändert und der*ie Klient*in kann fühlen, wie sich die Veränderungen auf ihr*sein Empfinden und ihr*sein Gefühl auswirken.
Vergessene erhalten wieder ihren Platz und werden wieder gesehen, Verschwiegenes (Tabus) darf wieder gesagt und gehört werden, kurz, die Dinge kommen nach und nach wieder in Ordnung. Es ist oft verblüffend zu erfahren und zu erkennen, wie etwas wirkt.
Jean-Michel Plattner
Wilgis
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